
Geschichte der Musikkapelle Ebenau
Den ersten schriftlichen Hinweis auf eine „recht brave Musik“ gibt es 1857 in den „Notizen über das Vikariat Ebenau“ (hrsg. von Pfarrer Georg Hager, Eigenverlag des Pfarramts Ebenau, 2002), verfasst vom damaligen Pfarrer Rupert Brunner.
Mit Schließung des Ebenauer metallverarbeitenden Industriebetriebs 1874 löste sich offiziell auch die Werkskapelle auf, tatsächlich musizierten die Musiker aber weiter. Diese Musikkapelle entwickelte sich bald zu einer der bekanntesten in der Gegend, weil es damals nur wenige Musikkapellen gab.
Während des Ersten Weltkriegs bestand die Musikkapelle weiter, es war aber nur fallweise ein stark eingeschränkter Musikbetrieb mit Jungen, Kriegsurlaubern, spielfähigen Invaliden und Veteranen möglich.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der volle Spielbetrieb bald wieder aufgenommen: Vom Gewinn des 75-jährigen Gründungsfestes 1925 konnte die Musikkapelle erstmals eine einheitliche Musiktracht anschaffen: grüne Röcke, schwarze Hosen. Nach dem Anschluss bzw. der Auflösung Österreichs 1938 wurde auch die Musikkapelle Ebenau von den neuen Vorschriften erfasst: Eine Verordnung der Reichsmusikkammer vom 25. Juli 1938 forderte beispielsweise eine Mindestbesetzung von 14 Mann, die bei einer Stärke von 20 Mann auch erfüllt wurde. Mitglieder konnten nur Arier sein, Juden waren ausgeschlossen. Diesem Punkt konnte lt. Auskunft der Zeitgenossen leicht stattgegeben werden, weil es damals keine jüdischen Mitbürger in Ebenau gab.
Die musikalische Tätigkeit während des Zweiten Weltkrieges beschränkte sich wie auch 1914 bis 1918 weitgehend auf Trauerfeiern mit Kameradenlied und Trauermärschen.
Der Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg manifestierte sich 1950 in der großen Feier des 100-jährigen Bestandsjubiläums. Vermutlich u.a. mit dem Gewinn aus diesem Fest konnte 1952 eine eigene Uniform angeschafft werden – die sog. „blaue Uniform“ mit den Tellerkappen samt schwarzem Schild, angelehnt an die damalige Uniform der Obus-Bediensteten in der Stadt Salzburg. 1967 wurde der teure Instrumentenwechsel von der alten, hohen Stimmung (461 Hz) auf die neue, tiefe Stimmung (440 Hz) vollzogen. Dies war notwendig, um global bzw. europäisch, insbesonders aber mit den Nachbarkapellen, gemeinsam musizieren zu können. Der wachsende Tourismus hinterließ auch bei der Musikkapelle seine Spuren: 1960 trat die Musikkapelle erstmals neben der „blauen Uniform“ auch im Salzburger Anzug auf. Seit 1964 gibt es bis dato die institutionalisierten Platzkonzerte, wenn auch in wandelbarer Form: Frühschoppen, Ortsteilkonzerte u. dgl. Dem Trend nach „trachtigem“ Auftreten folgte 1971 die Neueinkleidung mit der Flachgauer Festtagstracht (schwarze Stoffhosen, rote Weste, grüner Rock). Schließlich kam 1972 die Umbenennung in „Trachtenmusikkapelle“, gleichfalls dem Tourismus geschuldet. In den 1960er bis 1980er Jahren wuchsen mit der vermehrten Mitgliederzahl (auch weibliche Mitglieder!) und der vermehrten Zahl an Auftritten auch die quantitativen und qualitativen Ansprüche: Neben dem Kapellmeister gewann das Amt des Obmannes an Bedeutung.
1988 belebte Andreas Zenker die 1967 ausgemusterten, historischen Instrumente (alle in der sog. „hohen Stimmung“ mit dem Kammerton „a“ auf 461 Hertz) mit seiner neu gegründeten Gruppe „Emaus-Jünger“. Der besondere Klang der alten Instrumente, auch die historische Instrumentierung (u.a. mit Es-Klarinette, Es-Trompeten, Basstrompete, Helikon) und die besondere Stückauswahl bescherten dieser Gruppierung bis heute eine besondere Beliebtheit und einen fixen Bestand neben der Musikkapelle Ebenau.
Das Jahr 2000 wurde mit dem 150-jährigen Gründungsfest der Musikkapelle Ebenau gebührend und unter großem Zuspruch gefeiert. 2004 wurde ein organisatorisches Manko gelöst: Die Trachtenmusikkapelle Ebenau bildete einen Verein mit neuem Namen: Musikkapelle Ebenau. Bis heute erfreut sich die Musikkapelle Ebenau großer Beliebtheit, absolviert zahlreiche musikalische Einsätze unter verschiedenen, aber allesamt hervorragenden Kapellmeistern. 2025 wird mit Spannung und umfangreichen Vorbereitungen das 175-jährige Gründungsjubiläum erwartet.